Tuesday, November 27, 2012

Entertastismus

Also gut. Mach es gut und bestell dir leckere Kekse. Ich geh dann mal in meine Lieblingstraumwelt.


ich mih

auch

c

da

man

so, schlaf gut wollte ich sagen


dadaismus


oder blöder Enta

Entertastismus

Saturday, September 15, 2012

Stummer Wörter Hilferuf


Verloren der Krieg, vorbei das Gemetzel, der Feldzug im Sumpf versunken.
Schreiender Vögel wortlose Stimmen, stimmlose Worte in leeren Taten.
Helden der Toten auf leblosen Halden, toter Helden hallender Ruf.
Aus schlummernden Wäldern das Rauschen der Bäume,
das sanfte Getuschel berauschenden Dufts.
Zwischen den Stämmen blutrote Pfähle, gespitzt auf die Stummen gerichtet.
Vernichteter Bauten, verfallener Häuser zerstörtes Gemurmel im Untergrund.
Verlorene Blätter einstiger Krone, verreckend im eigenen Schund.
Gewundener Körper verzerrte Gestalten, stiller verstummender Totenmund.
J.S. 2012

Saturday, August 18, 2012

Schleppende Nacht. Rettende Nacht.


Nächte, die schleppend vergehen, vergehen schleppender als Tage, die schleppend vergehen. Sie ziehen sich in die Länge, lange, bevor sie sich verziehen. Mit dem Gedanken ans Bett gefesselt zu sein, fesseln Gedanken einen ans Bett. Unerreichbar fern der nächste morgen, fern, am morgen, die letzte Nacht. Unerreichbar.
Wovor man sich am Abend in den Schlaf hatte retten wollen, rettet einen nicht über die Nacht. Vielmehr zieht es die Nacht, in Gedanken ans Bett gefesselt, schleppend in die Länge, lange bevor der unerreichbare Tag die dann unerreichbare Nacht verdrängt. Verdrängt. Nicht nur die Nacht, sondern auch der Schlaf, in den man sich am Abend zuvor hatte retten wollen, der unerreichbar war mit den schleppenden Gedanken ans Bett gefesselt in dieser langen Nacht.
Verziehen wäre der Nacht am unerreichbaren Morgen, es waren die Gedanken, die einen ans Bett fesselten und nicht in den Schlaf entließen. Verließen einen die Gedanken doch ab und zu, und schleppte sich der Schlaf herbei, so dauerte es nicht lange und der Unerreichbare entließ einen in die denkenden Fesseln des Bettes der Nacht, fern des Morgens. Unerreichbar fern. Fern. Das Licht des Tages, die Dunkelheit der Nacht. Fern. Vergeht der unerreichbare Schlaf am lange an das Bett der Gedanken gefesselten Morgen, schleppt der Tag die rettende Nacht in die Ferne. In der Ferne schleppt die Nacht den rettenden Tag, mit Gedanken ans Bett gefesselt, in die Länge, bis am verdrängenden Morgen der unerreichbare Schlaf vergeht.
(© 2012 JS)

Tuesday, July 3, 2012

Eine Assoziationsgeschichte


Stand da nicht gerade noch der Schrank? Auf keinen Fall würde ich in diese wabernde Masse greifen, um mir ein Shirt herauszuholen. Das mit der Blume würde jetzt passen.
Ha! Jetzt ist da nur noch klebrige Ungenauigkeit. Ich wusste gar nicht, dass Ungenauigkeit rot ist.
In der Ecke schimmert das Telefon blau. Soll ich rangehen? Jetzt greift der Schrank nach mir. Ich lass es lieber dort liegen. Sich aufzuraffen etwas zu tun heißt zu vergessen, dass man auch nichts tun könnte. Wie philosophisch. Philosophie ist übrigens blau. Genau wie das Telefon. Vielleicht ruft Platon an? Sollte ich 'rangehen, über meinen Schatten springen? Gar nicht so einfach im liegen. Fliegen wäre jetzt gut. Ohne Mühe gegen die Schwerkraft. Widerstand! Aber geschmeidig. Wieso dröhnt jetzt doppelt blau? Die Tür! Ich sollte öffnen. Müsste öffnen. Aber verschlossen. Die Ketten an meinen Füßen? Nein. Nur Socken. Ich muss raus aus dem Nebel, weg von dem Schrank. Das blau muss aufhören! Schatten wandern. Dann Sternenhimmel, Milchstraße, Mond. Dann klingeln und Gold.

Ich blinzele. Die Sonne steht mir genau ins Gesicht. Ein schrecklicher Zustand. Und ausgerechnet immer dann, wenn ich nicht erinnere, wie ich ins Bett gekommen bin. Wenn man das Bett nennen kann. Dieser Haufen Kissen, der mich vor dem Linoleum schützt. In meinem Schädel hallt das Echo eines animalischen Schreis von einer Wand zur anderen. Das Rollo müsste ich zumachen doch jede Bewegung scheint mich zu zerreißen. Eine Welle Nadeln dringt bei jeder Regung von oben in mich ein, durchdringt mich vom Kopf durch die Schultern und Arme, abwärts durch den Magen und alle Gedärme bis in die Beine und Füße. Strafe der Götter! Ich lege mir ein Kissen aufs Gesicht und schließe die Augen. Stille. Kein Rauschen. Nur Leere.

Warum stehen diese Leute um mich herum? Wieso sind hier so viele in der Küche? Schwarz ist keine Farbe und doch kleidet sie diese Gestalten. Vorsichtig öffne ich ein Auge. Sie bewegen sich nicht. Sprechen nicht. Atmen nicht. Besser nicht zeigen, dass ich wach bin. Ein dunkler Wind und ich bin wieder allein. Auf einem Waldweg. Goldene Sonnenstrahlen streifen durch das Geäst, verändern die Schatten bei jedem meiner Schritte. Ich sehe immer weniger! Es dämmert! Ich beginne zu laufen, doch die Dunkelheit ist schneller. Irgendwann wird es schwarz und ich weiß nicht wo ich bin.

Es ist kalt, als ich erwache. In der Dunkelheit des Zimmers kann ich die Uhr nicht entziffern. Es muss aber abends oder morgens sein, denn ein wenig dämmriges Licht dringt durch die Jalousie. Mein Schädel dröhnt, als hätte ich mit ihm eine Tür eingeschlagen. Oder mehr noch eine ganze Wand eingerissen. Es ist still. Nur das rauschen der Autos und das leise unbestimmte Ticken der Uhr durchdringen die schummrige Dämmerstimmung. Ich liege halb auf dem kalten Linoleum, halb auf 
meiner Matratze. Der Kopf natürlich auf dem harten Boden.  

(JS 2012)

Wednesday, May 30, 2012

Stilübung (nach Raymond Queneau): Der Unfall

1. Ausgangssituation
Eine Ampel schaltet von rot auf grün.
Von links gehen zwei Männer los.
Einer stolpert über seinen offenen Schnürsenkel und fällt.
Seine Tasche öffnet sich, ein Blatt Papier wird vom Wind ergriffen.
Der andere Mann rennt hinterher, um es zu fangen.
Er wird von einem Auto erfasst.

2. Zeitungsartikel
Am vergangenen Sonntag ist in Tübingen ein Mann bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt.
Das Unglück ereignete sich, als der zweifache Familienvater von einem Auto erfasst wurde, nachdem er einen vom Wind fortgewehten Geldschein fangen wollte. Der Notarzt, der nach wenigen Minuten vor Ort war, konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Der zehn Euro Schein war zuvor einem anderen Passanten aus der Tasche gefallen.

3. (Skripted Reality) Talkshow
Thema: Ich habe überlebt!

Moderator: „Zu Gast ist heute der 24 jährige Daniel W. aus Tübingen. Er hat vor wenigen Tagen einen spektakulären Autounfall überlebt und ist heute hier, um uns davon zu berichten.“
Auftritt Daniel. Applaus.
Moderator: „Hallo Daniel! Wie geht es dir heute?“
Daniel: „Gut.“
Moderator: „Erzähl uns doch erstmal, was du erlebt hast.“
Daniel: „Also, war zu heftig ey! Ich neulich an der Ampel, will loslaufen, da packt sich so'n Typ neben mir fast auf die Fresse. Ich seh' nur so, wie 'n Zettel aus seiner Tasche flattert. Er so: 'Hilfe! Der Zettel! Ist Wichtig!' Ich natürlich hinterher. Dann weiß ich nix mehr. Bin dann im Krankenhaus aufgewacht. Voll Knochen gebrochen und so.“
Moderator: „Und der Herr mit dem Zettel hat sich bei dir gemeldet?“
Daniel: „Alter! Als ich gehört hab, dass auf dem Zettel nur so Gekritzel war, hab ich gesagt ich will den nicht sehen, sonst kriegt der ein auf's Maul!“
Moderator: „Und seit dem hast du ihn nicht gesehen?“
Daniel: „Nö.“
Moderator: „Wir haben eine Überraschung für dich Daniel: hier ist jemand, der sich bei dir entschuldigen will!“
Auftritt Herr mit Zette. Schimpfwörter, Gebrüll, zwei Securities halten Daniel zurück, Drohungen. Usw.

4. Biblisch
Es begab sich aber zu jener Zeit, da Sein Licht von rot zu grün war.
Also schritt Daniel voraus den rechten Weg zu gehen und ihm folgte nach, der da wartete.
Doch Seine Wege sind unergründlich und so lag danieder, der dort einst gestanden und als er danieder lag verlor er, was bewegte sein Herz. Von einer plötzlichen Luft ergriffen schwebte es dahin und entwich seinem Blick. Und er bat um Hilfe. Und siehe! da Daniel eilte zu helfen dem Schwachen, ward er gerufen zum Vater, denn Er war gut zu ihm.

5. Interjektionen
Klick. Piepiepiepiepiep.
Klackklackklackklack.
Tock. Ouh! Plumps.
Klick. Raschel. Wshshshshshshsh. Hey!
Tschktschktschktschk.
Ouiiiiiiich. Krrrmsss. Krsch. Klonklonk. Padumz. Ooooouuuuu!

6. Gemaltet (Vorsicht: enthält 1:1 übernommene Sätze)
So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier.
Ich bin ausgewesen. Ich habe gesehen: Ampeln. Ich habe zwei Männer gesehen im Versuch sie zu überschreiten. Einer sank um in der Mitte der rue Saint-Jacques. Ein weiße Taube spannte ihre Flügel aus und entschwebte seiner Tasche. Der andere Mann, voll hoffnungslosem Wagemut, rannte der entflogen Freiheit nach, als sei es seine eigene.
Und dann? Ein Automobil überfuhr ihn. Die Leute versammelten sich um ihn, das ersparte mir den Rest. Die Hauptsache ist, dass ich lebe. Das war die Hauptsache.

(c) J.S.

Sunday, April 15, 2012

Mein Schiff hat tausend Segel

Mein Schiff hat tausend Segel
Doch der Wind weht stark

Es liegt nun trunken
von Übermut
Versunken
auf dem Meeresgrund

(JS 15.04.2012)

Wednesday, March 21, 2012

Leiden der fiktiven Figur

Einmal hinausgeschaut, klammere ich mich mit jedem Wort, jedem Buchstaben an der Welt fest. Es ist als gäbe es mich nicht, wenn diese Worte, dieser Text nicht wären. Eine bloße Erinnerung, kein Zeugnis meiner Existenz. Wie eine Lichtreflexion - aus den Augenwinkeln wahrgenommen - vorbei ist, sobald man sie bemerkt. Wie ein Traum, der erst so erlebbar und plötzlich gar nicht da zu sein scheint. Doch genau wie die Reflexion, wie der Traum, existiere ich, wenn auch nicht allen bewusst, in meinem Erleben. Doch was passiert, wenn keine Worte entstehen? Ist dann nichts? Nur Einbildung? Ein Gedanke, ein Glaube an etwas, das gar nicht ist? Wo bleibt die Greifbarkeit der Realität? Greifbar ist hier nur, was sich in Wort oder Text manifestiert. Und ich möchte leben! Ich möchte dabei sein, auch wenn nicht einmal ich an mich denke. „Lasst mich leben!“, rufe ich mit jedem Wort, das sich hier niederlegt!

Ich möchte immer weiter Rilkes Ringe versuchen, sehen was mein nächster Horizont birgt, was dahinter liegt. Ich möchte herausfinden, ob ich der Gesang aus dem Innern des Turms bin, oder seine uralte Tradition zu erschüttern vermag. Und wenn es das Nest ist, was ich irgendwann finden soll, so möchte ich danach streben es zu finden! Dauert es auch Jahrtausende. Dann ist vielleicht jenes, was sich an diesen Worten festhält, erfrischt und belebt. Nicht mehr im Wirken, doch in dem was geschrieben ist, wird es weiter weben und spinnen und vielleicht kommt es irgendwann an den Punkt, an dem es ein Ich wird.

(JS 13.03.2012)

Morgens im Büro

(Der letzte Zivi – Die dritte Woche: Ein Rückblick)

Es ist neun und ich sitze wie jeden morgen im Büro über ein Buch gebeugt und versuche mein Frühstück, ein Käsebrötchen, hinunterzubekommen. Nebenbei schlürfe ich ab und zu an meinem lauwarmen Kaffee vom Vortag. Scheußlich, gehört aber irgendwie dazu. Seit dem ich hier als Zivi arbeite ist es jeden morgen dieselbe Routine.

Aus den Augenwinkeln sehe ich den Chef ins Büro schlurfen. Was macht der denn schon hier? Normalerweise ist er nicht vor elf anzutreffen, was ich auch unzähligen Kunden immer wieder erklären muss, die offensichtlich den frühen Wurm fangen. Zu meinem Leidwesen bin ich dafür verantwortlich diese verfrühten Anrufe entgegenzunehmen. Für mich heißt das jedes Mal: die Lektüre unterbrechen, den Mund mit einem Schluck Kaffee spülen und mit einem freundlichen Lächeln (das hört man wirklich am anderen Ende) den Hörer an mein müdes Ohr drücken.

Jetzt aber schleicht er durch das Großraumbüro auf sein kleineres Chefzimmer zu. Ich vergrabe mein Gesicht in den Seiten von „Das bin doch ich“, beobachte aber die schlurfenden Schritte vom Chef unter den Buchrand hinweg. Die polierten Lederschuhe bleiben stehen. Mein Herz beginnt zu rasen. Was hat das zu bedeuten. Ich hebe das Buch etwas höher, um heimlich einen Blick auf den Chef zu werfen. Er blickt mich an. „Hallo“, sagt er und grinst. Guten Morgen will ich antworten, was herauskommt klingt aber eher wie „Norg“. Langsam setzt sich mein Gegenüber wieder in Bewegung und verschwindet durch die Glastür in seinem Zimmer. Erst jetzt merke ich wie dämlich ich aussehen muss mit dem Buch vorm Kopf, unter dem ich hindurchluge. Schnell lasse ich das Buch sinken. Ich warte noch kurz, bis die Tür ins Schloss fällt und genehmige mit einen großen Schluck Kaffee. Mit dem Ärmel wische ich den Schweiß von Stirn und der Oberlippe. Ich habe es geschafft! Die Angst einen Auftrag zu bekommen, eine Arbeit verrichten zu müssen, ist nie so größer gewesen, als wenn ich hier sitze: morgens um neun, Kaffee trinkend in meine Lektüre vertieft.

(JS 20.07.2011)

Tuesday, March 13, 2012

Nebelleben

Durch den schweren Vorhang dränge ich mich in einen noch schweren Nebel. Die grauen Schwaden zeihen nicht mehr durch den Raum, sie haben sich festgesetzt, eingenistet wie Parasiten. Doch sie scheinen in Symbiose mit den Maschinen zu leben, die an den Tischen sitzend einen Zug nach dem anderen in ihre geteerten Lungen saugen. Ein Pirat stößt mit seinem Holzbein an den Tisch, als er sich zu mir umdreht. Irgendwo klappert ein Degen. Ich fühle den Dolch an meinem Gürtel und zwänge mich durch die schwankenden Leiber auf die Bar zu. Irgendwo finde ich einen freien Hocker, lasse mich fallen und versinke.

Als ich mich wieder durch den Vorhang quäle, streift mattgraues Dämmerlicht über die Dächer. Ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr fahren darf, zwäng mich aber auf den Vordersitz meines Fiats und starte den Motor. Nach ein paar Versuchen springt er tuckernd in der morgendlichen Kälte an. Zitternd lenke ich aus der Parklücke auf die Straße und schlage den Weg nach hause ein.

Ich wache in meinem Bett auf. Nachmittagssonne scheint direkt in mein Gesicht, mein Schädel brummt alles andere als golden. Ich quäle mich aus dem Laken, in das ich mich eingesponnen habe, schlurfe in die Küche und löse eine Aspirin in einem Glas Wasser auf. Das Wasser tut mir gut, ich will mehr trinken. Ich finde einen Bourbon. Ein kleines Glas wird nicht schaden.

Während ich ins Schlafzimmer zurückkehre merke ich, dass ich zwar keine Hose aber Schuhe anhabe. Ich habe es aufgegeben mir über so etwas Gedanken zu machen, ziehe die Schuhe aus und schalte den Fernseher an. Auf keinem Kanal finde ich Spencer oder Hill, also schalte ich das Gerät ab, zippe von meinem Bourbon und versuche an nichts zu denken.

Der goldene Streifen der Sonne wandert langsam über die Bettdecke, klettert auf den Fußboden und gleitet schließlich die Wand hinauf. Dann wird es dunkel im Zimmer.

(JS 03.11.2011)

Wednesday, February 15, 2012

Gedankenströme

Was haben sich sechs Milliarden Gedankenströme selbst zu erzählen, dass sie ihre gesamte Lebenszeit verplappern?

- Und haben sie sich alles erzählt, wenn sie endlich verstummen?

(Jonas Stegemann 2011)

Dieses Mal...

Im Nachhinein ist's immer leicht

zu sagen was gewesen wär'

besser – ich sage nichts.

(Jonas Stegemann 2011)

Stille

Stille. Mit den eigenen Gedanken allein sein. Dem Rauschen der Welt lauschen.

Viele Menschen ertragen das nicht, können oder wollen sich der ständigen medialen Berieselung nicht entziehen.

Versuche Gedanken zu zu lassen, gebe dich der Stille hin. Vielleicht hörst auch du das Rauschen?

„The silence crushed them into the remotest recesses of their own minds, pressing out of them, like juices from the grape, all the false ardors and exaltations and undue self-values of the human soul, until they percieved themselves finite and small, specks and motes, moving with weak cunning and little wisdom amidst the play and interplay of the great blind elements and forces.“

(Jack London: „White Fang“)

Tuesday, January 10, 2012

Einsilbig

Oft wenn der Wind ging, zog es mich raus.

Ich ging dann mit ihm ans Meer. Als er klein war trug ich ihn auf dem Arm und hielt ihn dort fest, als ob der Sturm der Zorn war. Hielt ihn und sang mit dem Wind.

Dann, als er selbst ging, nahm ich die Hand des Kind's und den Ball und lief Seit' an Seit' mit ihm zum Strand. Dort saß er dann im Sand, Blick aufs Meer, und sprach:

„Wenn ich groß bin, will ich mit dem Wind zieh'n. Dann will ich dort in der Höh' sein, dann bin ich mein Herr und der Herr der Welt!“ Er lacht.

Ich ging noch oft zum Strand mit ihm. Ich sprach zu ihm und er zu mir. Ich sah ihm zu beim jung sein. Dann ging er fort und ich freut' mich stets auf den Besuch. War er da, dann bat er mich:

„Zum Strand! Ich seh' ihn nicht mehr oft!“

Ich hielt mich an dem Stock fest. Ohne ihn ging es nicht mehr. Der Sand macht' es mir schwer, doch ich ging für ihn. Und er nahm nun oft mein' Arm und hielt mich auch.

Er flog jetzt durch die Luft. Als Käpt'n. Sein Traum war wahr und ich war alt.

Der Sand war schwer am Fuß, der Wind blies mich um wie ein Sturm.

Es war schwarz um mich und still.

Wenn ich dort wär', könnt' ich immer bei ihm sein, dacht' ich. Es ist an der Zeit.


Jetzt geht er ans Meer, mit mir.

Und dann nie mehr.

Schaut mir zu wie der Wind mich nimmt und aufs Meer zieht:

„Ciao.“

(19.11.2011 Jonas Stegemann)