Tuesday, January 10, 2012

Einsilbig

Oft wenn der Wind ging, zog es mich raus.

Ich ging dann mit ihm ans Meer. Als er klein war trug ich ihn auf dem Arm und hielt ihn dort fest, als ob der Sturm der Zorn war. Hielt ihn und sang mit dem Wind.

Dann, als er selbst ging, nahm ich die Hand des Kind's und den Ball und lief Seit' an Seit' mit ihm zum Strand. Dort saß er dann im Sand, Blick aufs Meer, und sprach:

„Wenn ich groß bin, will ich mit dem Wind zieh'n. Dann will ich dort in der Höh' sein, dann bin ich mein Herr und der Herr der Welt!“ Er lacht.

Ich ging noch oft zum Strand mit ihm. Ich sprach zu ihm und er zu mir. Ich sah ihm zu beim jung sein. Dann ging er fort und ich freut' mich stets auf den Besuch. War er da, dann bat er mich:

„Zum Strand! Ich seh' ihn nicht mehr oft!“

Ich hielt mich an dem Stock fest. Ohne ihn ging es nicht mehr. Der Sand macht' es mir schwer, doch ich ging für ihn. Und er nahm nun oft mein' Arm und hielt mich auch.

Er flog jetzt durch die Luft. Als Käpt'n. Sein Traum war wahr und ich war alt.

Der Sand war schwer am Fuß, der Wind blies mich um wie ein Sturm.

Es war schwarz um mich und still.

Wenn ich dort wär', könnt' ich immer bei ihm sein, dacht' ich. Es ist an der Zeit.


Jetzt geht er ans Meer, mit mir.

Und dann nie mehr.

Schaut mir zu wie der Wind mich nimmt und aufs Meer zieht:

„Ciao.“

(19.11.2011 Jonas Stegemann)