Thursday, June 2, 2011

Am Fenster

Manchmal komme ich mir vor wie der Protagonist in einer großartigen Inszenierung. Dann bin ich das Zentrum der Welt. Der tiefere Sinn liegt in mir selbst, in meinem Leben, in meiner puren Existenz.
Es bedarf keiner Suche nach der Erfüllung in meinem Leben, wenn Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen und das frühe Grün eines neuen Jahres in so vielfältigen Schattierungen erstrahlen lassen, dass das Auge allein nicht reicht, um sie alle aufzunehmen.
Unter meinen Füßen spüre ich das Beben der noch schläfrigen Natur, die sich mit zittrigen Gliedern aus ihrer eisigen Umhüllung den nährenden Strahlen entgegenstreckt.
Auf schwankenden Beinen mache ich erste Gehversuche, taste mich durch die mir vertraute Welt, die mir nun so neu erscheint. Schritt für Schritt tragen die Bäume dichteres Laub in immer prächtigeren Grüntönen, wachsen buntere Blumen in allen Formen und Größen. Mit jedem Schritt fühl ich mich sicherer und mein Gang wird leichter.
Langsam breitet sich ein wohliges Kribbeln vom Bauch in den ganzen Körper aus. Jede Zelle scheint durch ein kleines Stück Glück ersetzt zu werden, das Blut durch reines Wohlgefühl.
Ein Windhauch lässt die Härchen an meinen Armen zu Berge stehen. Ich spüre die harte Rinde des Baumes vor dem ich stehe unter meinen Händen. Meine Fingerspitzen verfolgen die tiefen Furchen, die die Zeit gezeichnet hat. Plötzlich in all der schweren Weisheit des alten Holzes, eine Knospe. Umhüllt von schützendem Braun doch das Grün schimmert durch, lässt erahnen, dass sich hier bald Leben ausbreiten wird.
Ich blicke nach oben in das Blätterdach. Grün- und Gelbtöne rauschen sanft vor meinen Augen. Ab und zu blitzten die Sonnenstrahlen direkt hindurch. Wie auf einen See, der von einem Wind gestreift wird, starre ich hinauf.

(05.05.'11)

Traumkitsch

Die sanfte Haut der jungen Schönen, die er neben sich liegen sah konnte er auch von einem Meter Entfernung riechen. Der sommerliche Duft von heißer Haut, Salzwasser und Sonnencreme, der das Begehren bis zum Zusammenbrechen zu steigern vermag. Das Rauschen der sanft auf den Strand rollenden Wellen im Ohr, betrachtete er ihren nackten Rücken und rutschte auf seinem Handtuch ein wenig näher an sie heran. Scheinbar seit Stunden dösten sie so in der Sonne und er war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn bisher wahrgenommen hatte. Ein unvermuteter Windstoß ließ ihn aufblicken. Die grünen Blätter der Palmen wiegten sich vor dem leuchtend azurblauen Himmel in dem einsamen Hauch verheißungsvoller Frische. Irgendwo im Hintergrund schrien spielende Kinder, doch er nahm sie kaum wahr. Viel mehr faszinierte ihn nun das leuchtende Rot des Bikinis, der ihm vorher gar nicht aufgefallen war. Seine Hand zitterte, als er sie zu dem Mädchen ausstreckte. Ihre Haut war so weich, wie er sie sich vorgestellt hatte, vielleicht sogar noch weicher. Er rückte etwas näher und sie schmiegte sich an ihn. Sanft streichelte er über die zarte Haut und es fing an in seinen Ohren zu rauschen.

Immer weiter steigerte sich das rauschen zu einem stechenden, künstlichen Ton. Er versuchte sich nach dessen Quelle umzusehen, doch seine Sinne schienen ihn im Stich zu lassen. Er konnte keine Formen mehr erkennen. Die Farben verblassten bis zu einer Nachtschwärze, die von abertausenden funkelnd goldenen Punkten durchsetzt war. Das einzige was da blieb war dieser Ton. Dieses Piepen...

(08.12.'10)