Ich habe einen neuen Blog begonnen, auf dem ich meine Poetry Slam Texte und Videos posten möchte. Ob auch andere Texte dazu kommen ist noch offen.
http://clownsnest.wordpress.com
TheoryNo
Monday, October 27, 2014
Saturday, February 15, 2014
Das weiße Land
Ein eiskalter Nebel liegt schwer
auf den ungepflügten Äckern vor den Fenstern des verrusten Zuges. Wie der
Todesgruß aus einer anderen Welt, die Vergangenheit ist, legt er sich über die
ungreifbare Gegenwart. Undurchdringlich. Die Blicke der grauen Gestalten sind
auf die Füße und ihre unmittelbare Umgebung gerichtet. Wo sich ein Blick hebt,
stößt er auf die weiße Wand und wird zurückgeworfen. Auf sich, auf das Jetzt.
Es gibt keinen Ausblick, kein „den Blick schweifen lassen“ über die tote Erde. Keine
Unterscheidung von hier und dort. Nur ein Damals, das nicht mehr als der
letzte, kalte Atemzug einer sterbenden Erinnerung ist. Und ein Jetzt das aus
dem Damals besteht und einer erschreckenden Ahnung der eigenen Existenz.
Kein Hasten, kein Drängen, als sich
die Türen öffnen. Auf dem Bahnsteig stehen Wartende. Doch keiner wird von den
ins Nichts Ausgespuckten erlöst. Die Neuankömmlinge gehen an ihnen vorüber und
werden zu Alten, die Alten starren auf große Tafeln mit Ankunftszeiten und
Abfahrtszeiten, Zeiten ohne Zusammenhang ohne Wert. Es wird keiner kommen.
Ich stelle mich zu den Wartenden
und blicke ebenfalls hinauf zu den Tafeln. Die Bahnhofsuhr steht still. Der
Minutenzeiger verbiegt sich seltsam, wie in dem Versuch wenigstens noch ein
oder zwei der schwarzen Striche zu überwinden, um den Wartenden den Hauch einer
Hoffnung auf Kommendes zu geben.
Ich sehe wie sich eine Hand aus der
Umklammerung eines Kindes löst und sich gegen den eigenen Kopf richtet. Niemand
beachtet diesen Mann in dem grauen Mantel, der sich in der Menge der Wartenden
umdreht und mir in die Augen blickt. Die Hände verkrampft. Zitternd am ganzen
Leibe. Als sich sein Finger krümmt. Stille. Kälte.
Monday, July 8, 2013
Was bleibt
was bleibt ein eintrag erste seite
kein bild nur in meiner hand
bald ein gefühl von enger weite
dann die sehnsucht nach dem land
und noch immer schlagen wogen
über meinem kopf zusammen
werd ich hin und her gezogen
sticht mein herz in dunklen flammen
geh ich weiter schritt um schritt
pfade wege straßen strecken
gehst du weiter mit mir mit
bis es zeit wird mich zu wecken
bis dahin gibt’s kein vergessen
trag' verblassend ich dein bild
jeder schritt bleibt unvermessen
bis der tod sie sehnsucht stillt
JS 8.7.2013
Tuesday, November 27, 2012
Entertastismus
Also gut. Mach es gut und bestell dir leckere Kekse. Ich geh dann mal in meine Lieblingstraumwelt.
ich mih
auch
c
da
man
so, schlaf gut wollte ich sagen
dadaismus
oder blöder Enta
Entertastismus
ich mih
auch
c
da
man
so, schlaf gut wollte ich sagen
dadaismus
oder blöder Enta
Entertastismus
Saturday, September 15, 2012
Stummer Wörter Hilferuf
Verloren der Krieg,
vorbei das Gemetzel, der Feldzug im Sumpf versunken.
Schreiender Vögel
wortlose Stimmen, stimmlose Worte in leeren Taten.
Helden der Toten auf
leblosen Halden, toter Helden hallender Ruf.
Aus schlummernden
Wäldern das Rauschen der Bäume,
das sanfte Getuschel
berauschenden Dufts.
Zwischen den Stämmen
blutrote Pfähle, gespitzt auf die Stummen gerichtet.
Vernichteter Bauten,
verfallener Häuser zerstörtes Gemurmel im Untergrund.
Verlorene Blätter
einstiger Krone, verreckend im eigenen Schund.
Gewundener Körper
verzerrte Gestalten, stiller verstummender Totenmund.
J.S. 2012
Saturday, August 18, 2012
Schleppende Nacht. Rettende Nacht.
Nächte, die
schleppend vergehen, vergehen schleppender als Tage, die schleppend
vergehen. Sie ziehen sich in die Länge, lange, bevor sie sich
verziehen. Mit dem Gedanken ans Bett gefesselt zu sein, fesseln
Gedanken einen ans Bett. Unerreichbar fern der nächste morgen, fern,
am morgen, die letzte Nacht. Unerreichbar.
Wovor man sich am
Abend in den Schlaf hatte retten wollen, rettet einen nicht über die
Nacht. Vielmehr zieht es die Nacht, in Gedanken ans Bett gefesselt,
schleppend in die Länge, lange bevor der unerreichbare Tag die dann
unerreichbare Nacht verdrängt. Verdrängt. Nicht nur die Nacht,
sondern auch der Schlaf, in den man sich am Abend zuvor hatte retten
wollen, der unerreichbar war mit den schleppenden Gedanken ans Bett
gefesselt in dieser langen Nacht.
Verziehen wäre der
Nacht am unerreichbaren Morgen, es waren die Gedanken, die einen ans
Bett fesselten und nicht in den Schlaf entließen. Verließen einen
die Gedanken doch ab und zu, und schleppte sich der Schlaf herbei, so
dauerte es nicht lange und der Unerreichbare entließ einen in die
denkenden Fesseln des Bettes der Nacht, fern des Morgens.
Unerreichbar fern. Fern. Das Licht des Tages, die Dunkelheit der
Nacht. Fern. Vergeht der unerreichbare Schlaf am lange an das Bett
der Gedanken gefesselten Morgen, schleppt der Tag die rettende Nacht
in die Ferne. In der Ferne schleppt die Nacht den rettenden Tag, mit
Gedanken ans Bett gefesselt, in die Länge, bis am verdrängenden
Morgen der unerreichbare Schlaf vergeht.
(© 2012 JS)
Tuesday, July 3, 2012
Eine Assoziationsgeschichte
Stand da nicht
gerade noch der Schrank? Auf keinen Fall würde ich in diese wabernde
Masse greifen, um mir ein Shirt herauszuholen. Das mit der Blume
würde jetzt passen.
Ha! Jetzt ist da nur
noch klebrige Ungenauigkeit. Ich wusste gar nicht, dass Ungenauigkeit
rot ist.
In der Ecke
schimmert das Telefon blau. Soll ich rangehen? Jetzt greift der
Schrank nach mir. Ich lass es lieber dort liegen. Sich aufzuraffen
etwas zu tun heißt zu vergessen, dass man auch nichts tun könnte.
Wie philosophisch. Philosophie ist übrigens blau. Genau wie das
Telefon. Vielleicht ruft Platon an? Sollte ich 'rangehen, über
meinen Schatten springen? Gar nicht so einfach im liegen. Fliegen
wäre jetzt gut. Ohne Mühe gegen die Schwerkraft. Widerstand! Aber
geschmeidig. Wieso dröhnt jetzt doppelt blau? Die Tür! Ich sollte
öffnen. Müsste öffnen. Aber verschlossen. Die Ketten an meinen
Füßen? Nein. Nur Socken. Ich muss raus aus dem Nebel, weg von dem
Schrank. Das blau muss aufhören! Schatten wandern. Dann
Sternenhimmel, Milchstraße, Mond. Dann klingeln und Gold.
Ich blinzele. Die
Sonne steht mir genau ins Gesicht. Ein schrecklicher Zustand. Und
ausgerechnet immer dann, wenn ich nicht erinnere, wie ich ins Bett
gekommen bin. Wenn man das Bett nennen kann. Dieser Haufen Kissen,
der mich vor dem Linoleum schützt. In meinem Schädel hallt das Echo
eines animalischen Schreis von einer Wand zur anderen. Das Rollo
müsste ich zumachen doch jede Bewegung scheint mich zu zerreißen.
Eine Welle Nadeln dringt bei jeder Regung von oben in mich ein,
durchdringt mich vom Kopf durch die Schultern und Arme, abwärts
durch den Magen und alle Gedärme bis in die Beine und Füße. Strafe
der Götter! Ich lege mir ein Kissen aufs Gesicht und schließe die
Augen. Stille. Kein Rauschen. Nur Leere.
Warum stehen diese
Leute um mich herum? Wieso sind hier so viele in der Küche? Schwarz
ist keine Farbe und doch kleidet sie diese Gestalten. Vorsichtig
öffne ich ein Auge. Sie bewegen sich nicht. Sprechen nicht. Atmen
nicht. Besser nicht zeigen, dass ich wach bin. Ein dunkler Wind und
ich bin wieder allein. Auf einem Waldweg. Goldene Sonnenstrahlen
streifen durch das Geäst, verändern die Schatten bei jedem meiner
Schritte. Ich sehe immer weniger! Es dämmert! Ich beginne zu laufen,
doch die Dunkelheit ist schneller. Irgendwann wird es schwarz und ich
weiß nicht wo ich bin.
Es ist kalt, als ich
erwache. In der Dunkelheit des Zimmers kann ich die Uhr nicht
entziffern. Es muss aber abends oder morgens sein, denn ein wenig
dämmriges Licht dringt durch die Jalousie. Mein Schädel dröhnt,
als hätte ich mit ihm eine Tür eingeschlagen. Oder mehr noch eine
ganze Wand eingerissen. Es ist still. Nur das rauschen der Autos und
das leise unbestimmte Ticken der Uhr durchdringen die schummrige
Dämmerstimmung. Ich liege halb auf dem kalten Linoleum, halb auf
meiner Matratze. Der Kopf natürlich auf dem harten Boden.
(JS 2012)
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